Caravaggio (1571 - 1610): Das Opfer Isaak 1603

 

Christliche Ikonographie

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Caravaggio (1571 - 1610): Das Opfer Isaak 1603

Wenn wir heute in Museen Kunstwerke z. B. aus der Antike oder aus dem Mittelalter sehen, dann muss man sich stets im Klaren sein, dass der Kunstbegriff sehr viel später in der Renaissance erst erfunden wurde. Bist dahin waren es Kultobjekte, die eine Verbindung zum Jenseits erlaubten aufzunehmen. Sie wurden verehrt, angebetet und für die Fürbitte benutzt. Maria, die Mutter Gottes, nimmt da eine besondere Stellung ein. Die Kultobjekte wurden auch nicht in Museen gezeigt, die es zu diesen Zeiten auch gar nicht gab, sondern in Tempeln und Kirchen. Erst als die Kultobjekte in die Museen wanderten, verloren sie ihren Kultstatus und wurden sie Kunstobjekte.

Rembrandt (1606 - 1669): Der Engel verhindert Opferung Isaaks 1636

Mit Ikonographie wird eine wissenschaftliche Methode der Kunstgeschichte verstanden, die sich mit der Bestimmung und Deutung von Motiven in Werken der bildenden Kunst beschäftigt. Die Erforschung und Interpretation von Inhalt und Symbolik der Bildgegenstände unter Berücksichtigung von zeitgenössischen literarischen Quellen wie der Philosophie, Dichtung und Theologie, die auf die jeweiligen Motive und ihre Darstellungsweise Einfluss hatten, wird auch als Ikonologie bezeichnet. Verständnis des Bildes erschließt sich nicht aus dem Bild allein heraus, sondern wird durch einen Bezug zu einem Text erst möglich. In der christlichen Ikonographie sind das die Bibel und Legenden und Heiligengeschichten. Bild und Bezugstext stellen also ein Einheit dar.

Eine erste systematische Lehre dieser Methode legten die Kunsthistoriker Aby Warburg (1866–1929) und Erwin Panofsky (1892–1968) vor.

Christliche Ikonographie bezieht sich auf Geschichten der Bibel und sonstigen Heiligengeschichten und diente in erster Linie der Vermittlung christlicher Inhalte einer Gesellschaft, die des Lesens und Schreibens, mit Ausnahme des Adels und des Klerus, nicht mächtig war. Das Lexikon der Christlichen Ikonographie gibt einen erschöpfenden Überblick über Bildnisse der Christlichen Ikonographie.

Kunstgeschichtlich kann man feststellen, dass die Christliche Ikonographie über viele Jahrhunderte seit dem Mittelalter relativ stabil blieb. Erst mit dem Einsetzen der Moderne ändert sich das, auch wenn es immer wieder Künstler gibt, die sich der Christlichen Ikonographie bedienen. Geschuldet ist dies einer zunehmenden Abstraktion in der Kunst.

 

Vassil Mount St. Helens 1980

Am Beispiel 3 Bilder zum Thema Opferung des Isaaks durch Abraham und die Verhinderung derselben durch einen Engel wird die christliche Ikonographie, eine Geschichte aus der Bibel, deutlich.

Die Opferung Isaaks (hebräisch עֲקֵידָה akedah, „Bindung“; arabisch ذبح, DMG Ḏabḥ ‚Schlachtung‘) ist eine Erzählung des Alten Testaments (Gen 22,1–19 EU). Gott befiehlt darin Abraham, seinen Sohn Isaak zu opfern. An der Opferstätte hält ein Engel Abraham jedoch im letzten Moment davon ab, seinen Sohn zu töten. Daraufhin wird Abraham für seine Gottesfurcht belohnt, da er bereit war, dieses große Opfer zu bringen. In der jüdischen rabbinischen Tradition wird die Erzählung präziser als akedah, „Bindung“ bezeichnet, da Isaak ja nicht wirklich geopfert wird.

Die Geschichte hat zahlreiche Interpretationen in Judentum, Christentum und Islam erfahren. Sie spielt eine Rolle in der Liturgie und wurde in der Kunst häufig dargestellt.

Wir sehen in den Bilder von Caravaggio, Rembrandt und Vassil Abraham, der ein Messer hält und gerade dabei ist, den niedergedrückten Jungen die Kehle zu durchschneiden. Da fällt ihm ein Engel in den Arm. Stattdessen soll ein Widder geopfert werden. Man erkennt also in allen drei Bildern die Elemente Abraham, sein Sohn, das Messer, der Engel und der Widder. Der Widder ist nicht auf allen Bildern vorhanden. Die Beschneidung von Jungen im Judentum, Islam und teilweise im Christentum soll auf diese Geschichte zurückgehen.

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