Konzeption des Workshops

 

   

Definitionen „Kulturlandschaft“

Mit dem Begriff Kulturlandschaft wird meist die dauerhaft vom Menschen geprägte Landschaft bezeichnet. Zusammen mit dem gegensätzlichen Begriff „Naturlandschaft“ entsteht ein komplementäres Begriffspaar (Dichotomie). Je nach Definition werden z. B. Stadtlandschaft, Industrie- oder Wirtschaftslandschaft und der ländliche Raum teilweise zu den Kulturlandschaften gezählt, teilweise jedoch nicht. 1946 hat der Schweizer Geograph Hans Carol versucht, die unterschiedlichen Begriffe zur Klassifizierung von Landschaften insbesondere Kulturlandschaften in einem Schema zusammenzuführen. Unter Berücksichtigung der heutigen Situation lässt sich etwa folgende Kategorisierung von Kulturlandschaften durchführen:

„Prozessuale Kulturlandschaften“ (umfasst den gesamten Erdkreis)

Anthropogene Landschaften (vom Menschen geprägte Landschaften)

Naturnahe Landschaften (gering beeinflusste Wildnis oder Prozessschutz) („Last of the wild“, Wildnisentwicklungsgebiete u. a.)

Kulturlandschaften

  • Historische Kulturlandschaften (Heide, Geest, Hutewald, Sekundärwald, Streuobstwiese, Feuchtwiese u. a.)
  • Wirtschaftslandschaften Agrarlandschaften (Weinberg, Grünland, Ackerland, Brache u. a.)
  • Wirtschaftswälder (Altersklassenwald, Plenterwald, Femelwald, Hochwald, Schlagflur u. a.)
  • Industrielandschaften (Industriegebiet, Gewerbegebiet, Bergbaufolgelandschaft, Industriebrache u. a.)
  • Siedlungslandschaften (Ländlicher Raum, Dorf u. a.)
  • Urbane Landschaften (Suburbaner Raum, Agglomeration, Stadtlandschaft, Peripherie u. a.)

Quelle: Kulturlandschaften

Definitionen der Universität Kassel

Die folgenden Definitionen der Uni Kassel spiegeln verschiedene Auffassungen von Kulturlandschaften wieder:

Kulturlandschaften sind ein repräsentativer Teil der Lebenswelt gesellschaftlicher Gruppen, die einem steten Wandel und Anpassungsprozess unterliegen. Sie stehen im Beziehungsgefüge zwischen Mensch, Natur und Kultur. Die verschiedenen Landnutzungen prägen ihr Erscheinungsbild und beeinflussen die Produktions-, Regulations- und Lebensraumfunktionen. Kulturlandschaften erscheinen daher oft natürlich geprägt (nach Franz Dollinger: 2000).Kulturlandschaft ist ein vom Menschen als Einheit wahrgenommenes räumliches Wirkungsgefüge von natürlichen Gegebenheiten und menschlichen Einwirkungen. Kulturlandschaften entwickeln und verändern sich über die Zeit als Ergebnis des Zusammenwirkens sozioökonomischer, kultureller und naturräumlicher Faktoren.“

Kulturlandschaft ist aufgrund der Nutzung durch den Menschen in historischer Zeit entstandene und durch die Nutzungsformen geprägte Landschaft mit überwiegend anthropogenen Ökosystemen (im Ggs. zur Naturlandschaft).“

Eine vom Menschen zwar intensiv genutzte, jedoch durch kleinräumige Wirtschaftsweisen geprägte Agrarlandschaft, deren Haushalt durch eine Vielzahl von Landschaftselementen ökologisch relativ stabil ist und in ihrer Physiognomie naturräumliche Verschiedenheiten wahrt. (Briemle:1978).”

Lernziele

Die Teilnehmer*innen

  • lernen die inhaltlichen und formalen Kriterien ihres Projektes zu definieren und umzusetzen.
  • entwickeln Sicherheit und Selbstbewusstsein bei der Konzeption und Realisierung eigener fotokünstlerischer Arbeiten.

Inhalte

Ruhrgebietslandschaft ist von Kontrasten geprägt. Idyllisch anmutende Landstriche erleben harte Schnitte. Rohre industrieller Nutzung schlängeln sich durchs Grün. Strommasten oder Zechentürme zieren fast jeden Horizont. Hügel können begrünte Müll- oder Abraumhalden sein.

Landschaft des Ruhrgebiets fordert heraus. Wie und was fotografiere ich in einer industriell geprägten Landschaft? Zeige ich ihre Brüche oder blende ich sie aus? Inspiriert sie mich zu dokumentarischen Bildern oder erweckt diese Landschaft mein Interesse, sie durch unerwartete Inszenierungen in einem neuen Kontext erfahrbar zu machen? Wie kann ich mein subjektives Erleben in fotografischen Bildern aus-drücken?

In diesem Seminar kann man sich, je nach Wunsch, entweder mit eigenen fotografischen Ideen oder mit gestellten thematischen Aufgaben eine Basis für einen individuellen fotografischen Ansatz in der Landschaftsfotografie erarbeiten. Die Dozentin stellt in einem Vortrag fotokünstlerische Positionen der zeitgenössischen Landschafts-fotografie vor.

Anregungen öffnen den Blick und ermutigen, sich von Vorstellungen einer konventionellen Landschaftsfotografie („schöne Bild-Postkarte“) zu lösen. Gemeinsam besuchen wir unterschiedliche Landstriche und Parks in und um Essen. Jede*r Teilnehmer*in wird in dieser Seminarwoche ein eigenes Fotoprojekt zu einem „grünen Ort“ entwickeln und umsetzen. In Phasen selbständigen Arbeitens werden Ideen vertieft oder forschend und experimentierend ein neuer Gedanke, ein Gefühl oder eine Strategie umgesetzt. Die Entwicklung einer individuellen fotografischen Arbeit wird durch konstruktive Bildbesprechungen in der Gruppe begleitet.

Quelle: Christiane Hantzsch, Home-Page der fadbk

 

Teilnehmer

Die Teilnehmer waren: Almut, Angelika, Jürgen, Markus, Ronald und meine Wenigkeit.

Ablauf der Woche

Eine Woche besteht bekanntlich aus 5 Werktagen. Für die Tage Dienstag bis Donnerstag war stets der gleiche Ablauf vorgesehen. Der Vormittag galt der Präsentation und Besprechung der am Vortag gemachten Bilder. Am Nachmittag ging es zum Shooting an den ausgewählten Ort. Der Abend war der Heimarbeit für die eigene Sichtung, Bearbeitung und dem Druck der ausgewählten Bilder vorbehalten.

Der Montag musste davon abweichen, da ja noch keine Bilder vorhanden waren. Dafür präsentierte Christiane 13 Künstler, die ein sehr breites Spektrum der Landschaftsfotografie abdeckten:

Dazu zählten Robert Adams, Heinrich Riebesehl, Arno Minkkinen, Richard Misrach, Bernhard Fuchs, Hiroshi Sugimoto, Hans-Christian Schink, Darron Almond, Andreas Weinand, Thomas Wrede, Eva Leitolf, Riitta Päiväläinen, Sandra Kantanen.

Die Orte der diesjährigen Ruhr Valley

Nach einer kurzen Diskussion einigte sich die Gruppe auf folgende Vorschläge von Christiane:

  • Montag: Ein Weg an der Ruhr auf Höhe Rote Mühle, Essen
  • Dienstag: Der Landschaftspark Duisburg Nord, Duisburg Meiderich
  • Mittwoch: Die Gruga, Essen
  • Donnerstag: Westruper Heide bei Haltern am See

Der Freitag als letzter Tag wich ebenfalls von dem Ablauf der Vortage ab: Am Vormittag gab es eine Diskussion der am Vortag gemachten Bilder. Nach einem kleinen gemeinsamen Mittagessen zeigten alle Teilnehmer ihre Bilder, aber nur noch die, die in der jeweiligen Besprechung „überlebt“ hatten, also dem intendierten Konzept am besten entsprachen.

Zusammenfassung

Zusammengefasst kann man sagen: Der Workshop war aus didaktischer, methodischer wie aus kommunikativer Sicht ein voller Erfolg. Die unterschiedlichen Herangehensweisen der Teilnehmer, ihre z. T. völlig anders gearteten Intentionen stellten eine Bereicherung für alle Teilnehmer dar.

Besonderen Dank gilt Christiane Hantzsch, die sich mit großem Engagement in die unterschiedlichen Konzepte einarbeiten und viele wertvolle Hinweise geben konnte.

Wolfgang Ahrens, Leichlingen im August 2019