Text und Bild: ein Gesamtkunstwerk?!

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Meine surrealen Collagen folgen zweifellos meinem ästhetischen Empfinden. Eigentlich sind es aber keine „Sehbilder“ sondern „Denkbilder“ getreu dem Ausspruch Joseph Beuys wer nicht denkt, fliegt raus. Was der Einzelne aber denkt, bleibt allein ihm überlassen. Die Fertigstellung des Bildes geschieht also im Kopf des Betrachters. Meine Interpretationen hier sind also nur ein Vorschlag was man denken könnte.

 

Paris – mon amour

Wolfgang Ahrens PARIS - Man amour

Der Blick geht vom Place du Trocadero zum Eiffelturm. Die Sonne steht spät nachmittags schräg, die Menschen werfen übernatürliche Schatten. Das Bild kann so nicht fotografiert worden sein, es enthält zwei eklatante Fehler, die vermutlich nur ein Kenner der Szene erkennen kann.

Ob man das Bild nun dem Magischen Realismus, dem Surrealismus oder dem Fotorealismus zuordnen will, spielt eigentlich keine Rolle. Wichtig sind mir, wie in weiteren Bilder auch, die kaum spürbaren Verrückungen, wie sie René Crevel in den Bildern von Max Ernst zu erkennen glaubt. Wo also liegt der Bruch in diesem Werk?

Schreiben Sie mir, wenn sie glauben sie erkannt zu haben.

 

Suenos de Andalucia o La llegada de la reina/

Andalusische Träume oder die Ankunft der Königin

Wolfgang Ahrens Suenos de Andalucia o La llegada de la reina 2014

Das Bild zeigt eine Leerstelle: eine Königin ist nirgendwo zu sehen, ein Schiff, das sie bringen könnte, ebenfalls nicht. Ein Leuchtturm könnte vielleicht die Richtung weisen. Also was will uns das Bild sagen?

Es steht für die unerfüllten Träume, die wir alle mal haben: sei es von der Traumfrau/dem Traummann, sei es von 6 Richtigen im Lotto, sei es ewige Jugend. Viele dieser Träume bleiben für immer unerfüllt.

Machen wir doch aus dem, was uns zur Verfügung steht, das Beste. Vermutlich wird ein ganz anderer Traum Wirklichkeit.

Die Entdeckung Amerikas

Wolfgang Ahrens Die Entdeckung Amerikas 2019

Nun wissen wir ja alle, dass Christoph Kolumbus Ende des 15. Jahrhundert Amerika entdeckte. Er wollte aber nach Indien und nicht nach Amerika. Mein Bild hat aber so gar nichts mit Christoph Kolumbus zu tun. Was will es uns also sagen?

  • Auch der Atlantik ist nicht unendlich. Wie alles im Leben: unsere Mittel, unser Denken, unsere Fähigkeiten.

  • Wir sind zwar erfinderisch: Entwickeln Schiffe, Flugzeuge, ja auch auf dem Mond waren wir schon. Ob wir den Mars einmal erreichen, wird sich zeigen. Unser Sonnensystem werden wir niemals verlassen.

  • Unser Verstand reicht nicht aus um den Krieg zu beenden, Terror abzustellen, Krankheiten zu bekämpfen, die Erde in einem lebenswerten Zustand zu halten. Selbst unser Seelenleben haben wir nicht im Griff. Sigmund Freud nannte das die drei großen Kränkungen der Menschheit.

  • Autoren fügten diesen drei Kränkungen weitere hinzu. Man kann sich nicht ganz frei davon machen, dass sie tatsächlich stattfanden bzw. noch stattfinden.

Eine Hommage an René Magritte

Wolfgang Ahrens Das Reich der Lichter - Hommage an René Magritte 2019

Magritte liebte es mit seinen Tag- und Nachtbildern zu spielen. Sein Bildnis Das Reich der Lichter von 1954 ist z. B. ein solches Werk.

Im Reich der Lichter habe ich verschiedene Vorstellungen wiedergegeben, nämlich eine nächtliche Landschaft und einen Himmel, wie wir ihn am Tage sehen. Die Landschaft lässt an Nacht und der Himmel an Tag denken. Ich finde diese Gleichzeitigkeit von Tag und Nacht hat die Kraft zu überraschen und zu bezaubern. Ich nenne diese Kraft Poesie.“

René Magritte

Acqua Alta oder Venezianische Scharade

Wolfgang Ahrens Aqua Alta oder Venezianische Scharade 2011

Eine Scharade ist ein Gesellschaftsspiel. Der Spielleiter schreibt auf kleine Zettel (es sind mehr Zettel als Mitspieler vorhanden) jeweils ein Wort, das aus zwei Substantiven zusammengesetzt ist, faltet sie zusammen, mischt sie und lässt jeden Mitspielenden einen Zettel ziehen. Jeder Spieler muss nun das gezogene Wort den Mitspielern pantomimisch darstellen, bis sie es erraten haben. Natürlich können die Wortteile auch einzeln erklärt werden.

Mein Bild zeigt eine typische Dreiecksbeziehung, auch ein Gesellschaftsspiel, das auch schon mal tödlich ausgehen kann. Das Schiffchen zur Überfahrt in den Hades steht bereit.

 

Das ockerfarbene Haus am Meer oder der abwesende Besucher

Wolfgang Ahrens Das ockerfarbene Haus am Meer 2011

Wer schon mal ein Haus gebaut hat weiß, wie schnell das Traumhaus zum Alptraum werden kann und am Ende nur die Versteigerung bleibt.

An diesem Haus ist nichts wirklich einladend. Die Verlassenheit und Trostlosigkeit  zeichnet das Haus aus. Das Auto verweist auf einen Eigentümer/Besucher, also wiederum auf eine Leerstelle. You are welcome?

Dieses Bild zählt zu meinen Lieblingsbildern. Die Einsamkeit, die es ausstrahlt, wirft die Frage auf wie es es wohl hinter den Mauern aussieht. Dabei ist das Haus wunderschön und steht in einer bevorzugten Gegend, genau auf Teneriffa.

Noch eine Bemerkung zu den Portfolios „Rebuilding my City/Island“: Meine Fotografien werden in einem aufwändigen Prozess „geschönt“, soll heißen zunächst entferne ich die stürzenden Linien und entferne alles was ich „Kürmel“ nenne: Hochspannungsleitungen, Verkehrsschilder, Autos etc.. Merke: Meine Fotos sind keine dokumentarischen Bilder, sondern Schöpfungen, die den Anspruch erheben interpretiert zu werden. Was der Betrachter an Interpretationen findet spielt keine Rolle.

Der Verrat der Farben

Wolfgang Ahrens Der Verrat der Farben 2020

Bild ist wiederum eine Hommage an René Magritte. Zugegeben, den „Verrat“ zu erahnen ist schwierig. Ein kleiner Hinweis möchte ich deshalb geben: RGB, ein Farbmodell, HTML, eine Hyper Text Markup Language. Ich behaupte mal für einen Informatiker kein Problem.

Die Rekonstruktion des Raumes

 

Wolfgang Ahrens Die Rekonstruktion des Raumes 2018

Das Bild Die Rekonstruktion des Raumes stammt aus einer sehr umfangreichen Serie, die vor allem in Museen aufgenommen und dann verfremdet wurde. Eigentlich entsteht das Bild in 2 Schritten: Der erste Schritt ist die Dekonstruktion mehrerer Räume. Aus diesen Raumteilen wird ein neuer Raum rekonstruiert. Das Zusammenwirken von Räumen, Körpern, Flächen folgt natürlich keiner physikalischen Logik, sondern sind bestenfalls virtuelle Räume, Traumwelten eben.

Die Anspielung hier ist verknüpft mit der Frage, ob die Räume, in denen wir uns bewegen, überhaupt real sind oder ob  wir nicht längst uns in medialen, virtuellen Räumen, Blasen, bewegen, die rein gar nichts mit der Realität zu tun haben.

Klaus Kowalski unterscheidet 3 Welten:

  1. die sichtbare Wirklichkeit, in der wir schon immer lebten und leben,
  2. das manuell hergestellte Kunstbild als eine besondere, individuelle Form der Auslegung von Wirklichkeit und
  3. das mediale, massenweise produzierte Bildmaterial für ein Massenpublikum.

Wer von uns war schon auf Lesbos und hat sich das Elend der Flüchtigen angeschaut? Wer saß schon im Bombenhagel in Aleppo? Wir leben doch in einer Scheinwelt und betrachten die Welt nur über den Fernseher oder über die sozialen Medien und hoffen, dass das Elend dieser Welt doch bitte draußen zu bleiben habe. Wenn wir aber in einer Scheinwelt leben, wie können wir dann sicher sein nicht manipuliert zu werden?

Eine der spannendsten Frage ist, in welcher Blase eigentlich die Querdenker, Corona-Leugner und sonstigen Spinner leben, dass selbst ein Mord möglich ist? Unsere Gesellschaft zeigt schon erschreckende Deformationen. Demgegenüber steht die enorme Hilfsbreitschaft zu den Flutopfern.

Abstrakter Surrealismus

Wolfgang Ahrens Abstrakter Surrealismus 2020

Ob man nun zu dem Bild Abstrakter Surrealismus sagt in Anlehnung an Joan Miro´ oder Suprematismus in Anlehnung an Kasimir Malewitsch oder El Lissitzky ist mir ziemlich egal. Das Bild entstand aus einer Fotografie, die wie zuvor das Bild mit dem Thema Rekonstruktion des Raumes erst dekonstruiert wurde, dann aber durch zufällige Auswahl von Ebenen zu einem neuen, abstrakten Bild zusammengesetzt also wiederum rekonstruiert wurde. In Anlehnung an die écriture automatique eines Max Ernst spielt eben auch hier der Zufall eine wichtige Rolle, nur dass das Werkzeug heute Photoshop heißt.

 

Auditorio de Tenerife, Santa Cruz 

Santiago Calatrava: Auditorio de Tenerife, Santa Cruz 2019

Das Auditorio de Tenerife, ein Musiktempel von Santiago Calatrava, ist von mir zwar so fotografiert worden, gleichwohl kann das Bild nicht wirklich real sein.

Wo also liegt der Bruch  oder wie René Crevel es von Max Ernst sagte: Der Zauber der kaum spürbaren Verrückungen“.

Wo also liegen diese Verrückungen genau?

Spiegelungen

Wolfgang Ahrens Spiegelungen 2020

Bei Spiegelungen entstehen surreale Bilder fast von alleine. Zwei Welten überlagern sich: Das Innere eines Schaufensters und der gespiegelte Hintergrund. Der Fotograf steht quasi dazwischen. Das Bild zeigt eigentlich gar keine Realität, sondern ist wie der Traum ein Zwitter zwischen Realität und Fiktion.